Volker Bank, Ewald Mittelstädt
Wie vielfältig und wie selbstkritisch ist die ökonomische Bildung?
Ergebnisse einer Befragung zum wirtschaftswissenschaftlichen Selbstverständnis der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung
Zusammenfassung
Ziel dieses Beitrages ist es, die Vermutung zu untersuchen, es gäbe eine „orthodoxe mainstream economics“, welche die Vertreter der ökonomischen Bildung ins Zentrum der Bemühungen um die Etablierung eines Faches Wirtschaft an allgemeinbildenden Schulen stellten. Diese Vermutung wird in Form eines Vorwurfs von Fortschrittsfeindlichkeit und Einseitigkeit vorgetragen. Bislang handelt es sich um eine Behauptung ohne empirischen Gehalt. Um dieses zu untersuchen, wird ein Befragungsinstrument genutzt, das eine Selbstzuordnung der Vertreter der ökonomischen Bildung zu finanz-, wirtschafts- und strukturpolitischen Aussagen sowie zu den Folgen der Finanzkrise für Lehre und Forschung abfragt und dies um parteipolitische Sympathien sowie um eine Zuordnung zu ökonomischen Denkschulen ergänzt. Die Befragung wurde 2015 bereits bei 1.002 Ökonominnen und Ökonomen des Vereins für Socialpolitik (VfS) durchgeführt und 2016 im Rahmen dieser Untersuchung bei 94 Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung (DeGÖB) wiederholt. Ist die Gruppe der befragten VfS-Mitglieder schon deutlich breiter in ihren Einstellungen aufgestellt, als man es vermuten würde, gilt das für die DeGÖB-Mitglieder in signifikanter Weise noch eindeutiger. Das Verhältnis der ökonomischen Bildung zur Ökonomik ist paradigmenoffen und selbstkritisch.
Abstract
This paper aims at the conjectures on the position of the academics in economic education being part of a socalled “orthodox mainstream economics”. As such, the actions of the protagonists of a subject “economics and financial education” as a part of general education at school are rated antiprogressive and partial. Up to now, this is an averment without empirical evidence. In order to gain more evidence, an investigation into the selfpositioning of the protagonists in economics education has been carried out. They were asked to claim their positions in statements on finance, on economic policy, on structural policy, and financial crisis, accompanied by questions on closeness to political parties and schools of thought in economics. This instrument was applied earlier on 1002 economists from the Verein für Socialpolitik (VfS) and now repeated on 94 members of Deutsche Gesellschaft für Ökonomische Bildung (DeGÖB). The group of economists of the VfS already being characterised by far by a much wider range of convictions and attitudes than expected, the multiplicity of positions of the educationalists of the DeGÖB is even larger. Paradigmatic openness and readiness to selfreflection are the factual features of the economic understanding of the protagonists in economics education.
Bank, Volker/ Mittelstädt, Ewald (2017): Wie vielfältig und wie selbstkritisch ist die ökonomische Bildung? - Ergebnisse einer Befragung zum wirtschaftswissenschaftlichen Selbstverständnis der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung. In: Zeitschrift für ökonomische Bildung, Ausgabe 6, 81-97.
Direktlink zum Artikel: https://www.zfoeb.de/2017_6/2017-6_81-97_Bank_Mittelstaedt.pdf