Dana Bergmann, Robert W. Jahn, Julia Wisnewski, Laura Arndt
Lernvoraussetzungen in der ökonomischen Bildung
eine empirische Erfassung von Interessen, Einstellungen und Vorwissen von Schüler:innen der achten Gymnasialstufe
Zusammenfassung
Zur Bewältigung ökonomisch geprägter Lebenssituationen sind entsprechende ökonomische Kompetenzen notwendig, deren Erwerb in formalen wie auch in informellen Lernkontexten stark von den subjektiven Erfahrungsräumen und individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler:innen abhängen. Dazu zählen – insbesondere auf kognitiver und affektiver Ebene – Lernvoraussetzungen wie Vorwissen, Interessen sowie Einstellungen (vgl. Helmke/ Weinert 1997, 105; Trautmann/Wischer 2011, 44; Jansen et al. 2021) in Bezug auf Gegenstände, Akte und Phänomene ökonomisch geprägter Lebenssituationen, die für den Lernprozess der Heranwachsenden bedeutsam sind.
Der nachstehende Beitrag geht der Frage nach, welche ökonomischen Lernvoraussetzungen auf kognitiver und affektiver Ebene bei Schüler:innen an Gymnasien identifiziert werden können, bevor ein institutionell verankerter Wirtschaftsunterricht (in Sachsen-Anhalt ab Klasse 9) beginnt. Dazu wurde eine quantitative Fragebogenstudie mit Lernenden der achten Klassenstufe durchgeführt (N =175), bei der auf affektiver Ebene das Interesse und die Einstellungen sowie auf kognitiver Ebene das Wissen im Hinblick auf die Selbsteinschätzung und die Problemlösefähigkeit untersucht wurden.
Die Ergebnisse der Studie reihen sich grundlegend erwartungskonform in den bisherigen Forschungsstand ein (vgl. Fuhrmann 2016 bzw. Greimel-Fuhrmann/ Rumpold 2015): Auf affektiver Ebene lässt sich konstatieren, dass das Interesse an Wirtschaft mit der genutzten Skala gut erfasst werden kann und im Durchschnitt leicht negativ ausgeprägt ist. Demgegenüber wird deutlich, dass das eingesetzte Instrumentarium zur Erfassung der Einstellung zur Wirtschaft nur eingeschränkt zur Diagnostik affektiver Lernvoraussetzungen genutzt werden kann. Auf kognitiver Ebene wird ersichtlich, dass die Selbsteinschätzung der Lernenden im Hinblick auf das Wirtschaftswissen als eher durchschnittlich eingeschätzt werden kann.
Abstract
In order to cope with economically shaped life situations, corresponding economic competencies are necessary, the acquisition of which in formal as well as in informal learning contexts strongly depends on the students' subjective spaces of experience and individual learning prerequisites. These include - especially on a cognitive and affective level - learning preconditions such as prior knowledge, interests as well as attitudes (Helmke/ Weinert 1997; Trautmann/ Wischer 2011; Jansen et al. 2021) with regard to objects, acts and phenomena of economically shaped life situations that are significant for the learning process of adolescents.
The following article addresses the question which economic learning prerequisites on a cognitive and affective level can be identified among students at grammar schools before an institutionally anchored economic education (in Saxony-Anhalt from grade 9) begins. To this end, a quantitative questionnaire study was conducted with eighth-grade learners (N =175), examining interest and attitudes at the affective level and knowledge at the cognitive level in terms of self-assessment and problem-solving ability. The results of the study are fundamentally in line with previous research (Fuhrmann 2016 and Greimel-Fuhrmann/Rumpold 2015): At the affective level, interest in business can be measured well with the scale used and is slightly negative on average. In contrast, it becomes clear that the instruments used to record attitudes towards the economy can only be used to a limited extent to diagnose affective learning prerequisites. On a cognitive level, it becomes apparent that the learners' self-assessment with regard to economic knowledge can be rated as rather average.
Bergmann, Dana/ Jahn, Robert W./ Wisnewski, Julia/ Arndt, Laura (2025): Lernvoraussetzungen in der ökonomischen Bildung - eine empirische Erfassung von Interessen, Einstellungen und Vorwissen von Schüler:innen der achten Gymnasialstufe. In: Zeitschrift für ökonomische Bildung, Ausgabe 13, 368-398.
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